von Donatus Schmidt
Zahlreiche tote Flüchtlinge aus dem Mittelmeer, denen auf dem Weg nach Europa die Rettung versagt wurde, kamen gestern in ihren Särgen nach Berlin, um vor dem Reichstag symbolisch beigesetzt zu werden. Die Organisatoren wollten damit offenbar auf die menschenfeindliche Politik hinweisen, Flüchtenden die Hilfe zum Überleben zu verweigern.
Christian, Thomas und ich von der halleschen Mahnwache fuhren spontan zu diesem „Marsch der Entschlossenen“, um zum einen auch auf die Ursachen hinzuweisen, warum die Menschen überhaupt vor den Folgen der Kriege flüchten müssen, an denen sich die BRD-Regierung direkt oder indirekt beteiligt und zum anderen, dass dieses Regime auch aktiv zur Beihilfe am Mord an unzähligen Menschen in der Ukraine beiträgt.
Das Erste, was uns am Bahnhof Friedrichstraße begegnete, war ein Bus von unseren Freunden der Friedensbewegung aus anderen Städten, der ganzflächig mit Friedensbotschaften und „Kampfbegriffen“ aus der Friedensbewegung beschriftet war.
Einer Gruppe, von der wir einige schon kannten, schlossen wir uns an und begaben uns mit ihr gemeinsam zu der nur wenige Straßenzüge entfernten Veranstaltung.
Tausende Menschen mit selbstgebauten Kreuzen aus Holz, mit Grabsteinen aus Schaumstoff und mit einem selbstgebauten Holzsarg. Ein unglaubliches Gedränge, verdammt eng und stickig. Teilnehmer mit Friedensfahnen, andere mit Fahnen der „antifaschistischen Aktion“.
Verstehen konnte man nicht viel, da der Veranstalter mit seinem Megaphon gegenüber der gewaltigen Menschenmenge machtlos war.
Kaum hatte sich der Zug in Bewegung gesetzt, näherte sich uns von hinten ein unverständliches, aber vertrautes Gegröhle von unseren speziellen „Freunden“, der sogenannten „Antifa“.
Als ich mit meinem Tablet einen Schwenk über die Menschenmassen machte, um Euch per Video zu zeigen, was für ein riesiges Ausmaß dieser Zug hatte, wurde ich nach wenigen Sekunden unsanft wegen eines Aufklebers auf der Hülle meines Tablets mit einem Compact-Titelbild „Verrat an Edward Snowden“ beschimpft. Ich bin zwar kein Fan von Jürgen Elsässer, lese aber neben vielen anderen Publikationen auch das Compact-Magazin, um ein möglichst breites Spektrum an Informationsquellen zu nutzen und mir so eine freie und ganzheitliche Sicht der Dinge zu ermöglichen.
Plötzlich waren wir von etwa 10 grimmig blickenden Antideutschen umstellt, die uns mit der Aufforderung aus der Menge drängten, dass „Freunde von Elsässer“ dort nicht willkommen seien. Sie beschimpften uns, stellten uns die Beine und traten uns in die Hacken. Einer versuchte, mir das Tablet aus der Hand zu reißen und Christians Holzkreuz, welches Mitglieder der Friedensfusion gebastelt und mitgebracht hatten, rissen sie ihm aus den Händen und zerstörten es.
Als wir Hilfe bei unseren Freunden suchten, welche schon etwas weiter voraus waren, drängten die vor Hass und Adrenalin Bebenden auch diese zusammen mit uns aus der Menge in eine Ecke, wo sie uns unter Gewaltandrohung festhielten, um uns an der weiteren Teilnahme am Trauerzug zu hindern. Sie bewarfen uns mit Steinen und anderen Gegenständen, unterstellten uns Rassismus und Antisemitismus, verwehrten uns die demokratische Teilhabe und sprachen uns mit ihrem Verhalten unsere Menschlichkeit und unsere Rechte als Bürger ab.
Wer sind hier die wahren Faschisten?
Plötzlich kam ein Antideutscher, mit dem wir bereits einmal am 9. Mai in Berlin ins Gespräch gekommen waren, welcher zu vermitteln versuchte, da er uns wohl aus dem Internet kennt und weiß, wie wir ticken.
Nachdem nun der gesamte Zug vorbeigezogen war, reihten wir uns schließlich am Ende des Zuges ein.
Endlich auf der Wiese vor dem Reichstag angekommen, sahen wir, wie der den Reichstag abriegelnde Bauzaun gerade dem Druck der Masse wich und die Menschen auf die Wiese strömten. Angesichts der Übermacht der Demo-Teilnehmer hatte die entsetzte Polizei keine Chance, diese Barriere aufrechtzuerhalten.
Ukrainische Tote Opfer zweiter Klasse?
Schon bald waren einige symbolische Gräber errichtet. Interessanterweise trug eines der Kreuze eine Inschrift mit dem Verweis auf die nun schon mittlerweile auf 6000 gestiegene Anzahl der nicht nur durch Unterlassung, sondern durch direktes Handeln Getöteten des Ukraine-Krieges.
Nach einigen interessanten Gesprächen mit Aktivisten der Friedensbewegung kam einer unserer Friedensaktivisten auf die Idee, eine Menschenkette zu bilden, welche sich innerhalb kürzester Zeit zu einem Friedenskreis erweiterte, der sich immer mehr vergrößerte, bis er schließlich fast die gesamte Wiese umrahmte. Wer schon einmal dort war, weiß, wie groß die Wiese vor dem Reichstag ist. Welch ein imposantes Bild, von dem wir leider kein Foto haben, da wir ja rechts und links die Hände in anderen Händen hatten. Einer der Friedensaktivisten rief zu einer Schweigeminute auf.
Nach den zuvor erlebten erschütternden Erlebnissen, die uns die Schlägertruppe der (anti)faschistischen Fraktion bereiteten, war dies doch noch ein bewegender Abschluss einer Veranstaltung, die eigentlich im Ganzen hätte pietätvoll verlaufen sollen.
Eure neuen Aufkleber sind klasse, meine Kollegen reissen mir die förmlich aus den Händen. Weiter so.
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